Für die Region Stuttgart liegt eines der wichtigsten strategischen Ziele in der Marktaktivierung und Industrialisierung der Wasserstoff- und Brennstoffzellenwirtschaft, um durch den Strukturwandel hin zu »grünen« Technologien Wohlstand und Arbeitsplätze zu wahren und auszubauen. Wie die Situationsanalyse des Strategiepapiers zeigt, kann Stuttgart hierbei auf gute Voraussetzungen für dieses Vorhaben aufbauen: Es existiert eine hohe Forschungsdichte im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen und schon heute sind viele regionale Akteure der Region entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette aktiv oder planen den konkreten Einstieg. Die regionale Industrielandschaft weist langjährige Erfahrungen und hochqualifiziertes Personal für die Herstellung komplexer Komponenten mit hohen Qualitätsanforderungen auf. Dem regionalen Maschinen- und Anlagenbau sowie speziell dem Fahrzeugbau und der automobilen Zulieferindustrie kämen hierbei eine besondere Rolle in der Herstellung von Komponenten und (Teil-)Systemen für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik zu. Ein Ziel ist es daher, das vorhandene Know-how auf die Bereiche der Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologien zu übertragen. Außerdem müsse eine Skalierung hin zu hohen Stückzahlen erfolgen, um Kostensenkungspotenziale zu realisieren. Hierzu bedarf es einer Marktaktivierung durch die gezielte Unterstützung ansässiger Unternehmen bei ihrer Transformation, sowie einer umfassenden Anschub- und Ansiedlungsstrategie für Start-Ups und Unternehmen, die auf die Wasserstofftechnologie spezialisiert sind.
Versorgungssicherheit gewährleisten und Sektoren stärken
Mit der steigenden Bedeutung von Wasserstoff wird sich auch die Nachfrage in der Region erhöhen, weshalb die Expert*innen den Aufbau einer lokalen Wasserstoffpipeline für die Versorgungssicherheit als höchste Priorität ansehen. Hierfür sei es insbesondere an den zukünftigen Betreibern und der Politik, die Interessen und Anforderungen der Region frühzeitig zu erkennen und einen Anschluss an das deutsche bzw. europäische Wasserstoffnetz sicherzustellen. Außerdem sieht das Forschungsteam die Entwicklung und den Aufbau einer Neckar-H2-Pipeline mit mehreren Anschlussstellen an Städten, Betriebshöfen und den Stuttgarter Hafen bis Anfang 2024 als erforderlich. Der Leiter des Projekts am Fraunhofer IAO, Frieder Schnabel, erklärt: »Die Pipeline soll nicht nur die steigende Nachfrage decken, sondern auch die Vernetzung von erzeugenden und verbrauchenden Akteuren der lokalen Wasserstoffwirtschaft z. B. aus Industrie, Mobilität und Quartiersanwendungen fördern. Sie muss zukunftsfähig ausgelegt werden und kann so den Übergang von der Wasserstoffversorgung per Trailer wirtschaftlich realisierbar machen«. Der starke regionale Mobilitätssektor würde laut den Expert*innen besonders von einem schnellen Ausbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes profitieren. Dazu sei die Identifikation besonders geeigneter Standorte nötig.
Das Strategiepapier baut auf den verschiedenen Roadmaps der EU, Deutschlands und Baden-Württembergs auf. Bereits im Dezember 2020 stellte das Fraunhofer IAO die Wasserstoff-Roadmap für Baden-Württemberg vor.