Das agile Unternehmen wird von Menschen getragen, die von innen heraus motiviert sind. Je motivierender die Arbeitsbedingungen im Unternehmen realisiert sind, desto agiler kann es arbeiten.

An dieser Stelle werde ich den »Human Factor« in der schönen neuen Arbeitswelt vertiefen und zeigen, dass eine ganzheitliche Ausrichtung der Arbeitswelt nicht nur gesünder und humaner ist, sondern das Fundament für den digitalen Wandel und zukünftige Geschäftsausrichtungen bilden sollte.

Regieanweisung für Mitarbeitermotivation

Werfen wir einen Blick in die Grundlagen der Motivationstheorie:

  • Menschen wollen einen sinnvollen und in sich abgeschlossenen Arbeitsumfang bearbeiten. Damit wächst das Gefühl der Zuständigkeit und der Mensch nimmt die Bedeutsamkeit seiner Arbeitsaufgaben wahr.
  • Interessant wird Arbeit empfunden, wenn sie abwechslungsreich und fordernd gestaltet ist. Dann kann Arbeit Spaß machen und der Mensch handelt aus eigenem Antrieb – intrinsische Motivation entsteht.
  • Menschen wollen sich weiterentwickeln und persönlich wachsen. Selbstverwirklichung ist nach der maslow‘schen Bedürfnispyramide die höchste Stufe der persönlichen Entwicklung. Bei der Arbeit liegt der Schlüssel darin, immer wieder Neues zu tun und positive Erfahrungen zu machen.
  • Als soziale Wesen brauchen Menschen ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten. Persönliche Beachtung, Wertschätzung und Anerkennung für ihre Arbeit reduzieren Konflikte und die Menschen können sich voll auf die Herausforderungen der Arbeit konzentrieren.
  • Die Arbeit muss durch die Menschen beeinflussbar sein, dazu brauchen sie Entscheidungs- und Handlungsspielräume. Ansonsten sind sie schwierigen Situationen hilflos ausgeliefert, und selbst bei guten Arbeitsergebnissen entsteht weder Erfolgserleben noch Kompetenzgefühl.
  • Ohne konkrete Vorgaben brauchen Menschen eine Orientierungshilfe. Sie sind sonst oft unsicher, weil sie nicht wissen, was im Sinne des Unternehmens und der Kollegen richtig oder falsch ist.
  • Ein Grundbedürfnis des Menschen ist Sicherheit. Unsicherheit erzeugt Stress und Angst blockiert die Kreativität. Es stellt sich die Frage, ob eine Drohung mit den Arbeitsplätzen im agilen Unternehmen zielführend ist.

Motivierte Menschen im agilen Unternehmen

Motivierende Arbeitsbedingungen, die gleichermaßen für die Beschäftigten und das Unternehmen gut sind, können Sie gestalten. Passen Sie die Bereiche den Prozessen an und bilden Sie interdisziplinäre Teams, die nah am Markt agieren. Auf diese Weise entstehen übersichtliche Bereiche und beherrschbare Aufgaben. Der direkte Druck der Märkte sorgt für Leistung, Anpassung und Innovation. Das Unternehmen bleibt wettbewerbsfähig und die Menschen entwickeln sich weiter.

Gestalten Sie die Organisation des Unternehmens dezentral und die Führung partizipativ. Es bietet sich an, die Beschäftigten auch in die Gestaltung von Arbeit und Technik einzubinden. Erarbeiten Sie gemeinsam mit allen Beschäftigten eine Orientierungshilfe, indem Sie die Werte, Prinzipien und Ziele des Unternehmens auf den Punkt bringen. So können die Menschen nicht nur ihre Arbeitsbedingungen beeinflussen, sondern auch ihre persönlichen Interessen einbringen. Akzeptanz der Lösungen und Identifikation mit dem Unternehmen entstehen. Und das Unternehmen erschließt sich riesige Kapazitäten für kreative Weiterentwicklungen.

Wer die Blogbeiträge zu agiler Arbeit und Führung gelesen hat, stellt eine weitgehende Überschneidung zwischen den Grundlagen eines agilen Unternehmens und den motivierenden, gesundheitsförderlichen Kriterien ganzheitlicher Arbeit fest. Das ist kein Zufall, denn es sind die Beschäftigen, die ein Unternehmen agil und leistungsfähig machen, nicht die Technik, nicht die Berater. Bei ganzheitlicher Gestaltung der Arbeit entstehen kaum Zielkonflikte zwischen guter Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit in den zukünftigen Märkten.

Unternehmen, die agiler werden wollen, stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Dazu gestalten sie gute, motivierende Arbeitsbedingungen. Vorschlag: Probieren Sie es in einem kleinen Bereich aus, um Erfahrungen zu sammeln und Zutrauen zu gewinnen.

So geht es weiter

In der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« zeigen wir auf, was sich verändert, welche Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen resultieren und worauf sie im Veränderungsprozess achten sollten. Dargestellt werden Ergebnisse aus dem Projekt »DIALOG ARBEITSWELT 4.0 IN BADEN-WÜRTTEMBERG«. In diesem Projekt haben wir erforscht, wie kleine und mittelständische Unternehmen im Ländle ihre führende Position in den kommenden Jahren verteidigen können. Das Projekt wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert und gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Soziologie der Universität Hohenheim bearbeitet.

Mein nächster Blogbeitrag in der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« untersucht, das Zusammenwirken von Mensch, Organisation und Technik. Er wird in wenigen Tagen erscheinen.

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Axel Korge

Axel Korge hat das Institut verlassen.

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Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), New Work / Connected Work
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