Start-ups sind wichtige Innovationstreiber für neue Technologien. Sie entwickeln sich permanent weiter, ihre Teams und die Entrepreneure selbst lernen schnell und effektiv. Insbesondere ihre neuen und innovativen Methoden werden häufig in anderen Organisationen oder Geschäftsbereichen als Impulsgeber für Transformationsprozesse herangezogen. Doch ausgerechnet die berufliche Weiterbildung und das lebenslange Lernen hinkten dieser Entwicklung bislang hinterher. Das könnte sich jetzt ändern, denn das Start-up-typische Entrepreneurial Learning kann gerade bei Transformationsprozessen zum Schlüsselfaktor für den Erfolg werden.

Mentoring und Coaching: Lernen von den Besten

Entrepreneure müssen ein Geschäftsmodell aufbauen und weiterentwickeln, Kundschaft für die Angebote ihres Start-ups gewinnen, qualifiziertes Personal akquirieren, Mitarbeitende führen, aber auch Investorinnen und Investoren finden und von einem Investment überzeugen – und das häufig auch noch parallel zueinander. Die notwendigen Kompetenzen für dieses komplexe Aufgabenportfolio können anfangs noch durch Gründerteams und die ersten Mitarbeitenden aufgefangen werden. Kontinuierliches Lernen ist dabei jedoch Alltag für Start-up-Teams. Beim Lernen in Start-ups spielen insbesondere Mentorinnen und Mentoren eine wichtige Rolle. Sie stehen mit ihrer Erfahrung und Fachexpertise den Entrepreneuren beratend zur Seite. Auch die Mitarbeitenden lernen von diesen beratenden Personen, wenn sie fachspezifische Themen und Lösungen mit jeweiligen Expertinnen und Experten diskutieren können. Diese Expertise kommt häufig aus dem eigenen Netzwerk (z.B. durch in den Frühphasen finanziell beteiligte Personen, die neben Kapital ihr Know-how einbringen). Durch dieses Lernformat findet ein Wissenstransfer zwischen den Mentorinnen, Mentoren und ihren Mentees statt und externe Fachexpertise wird in die Bewältigung von aktuellen Herausforderungen einbezogen. Auch im generellen Kontext der beruflichen Weiterbildung zeigen aktuelle Diskussionen, dass Mentoring auch von Lernenden eingefordert wird. Die Potenziale dieses Lernformats können also auch außerhalb der Start-up-Ökosysteme angewendet werden. In etablierten Organisationen ist Erfahrung und Fachexpertise häufig schon in der Organisation oder deren Netzwerk vorhanden, muss jedoch noch in entsprechenden Formaten aktiviert und eingebracht werden.

Communities: Lernen in Netzwerken

Entrepreneure treffen sich häufig in praxisbezogenen Gemeinschaften, in denen sie voneinander und miteinander lernen können – informelles Lernen, ganz im Sinne des peer-learnings. Diese sogenannten Communities of Practice bilden selbstorganisierte und regelmäßige Austauschformate, um gemeinsam die Herausforderungen der einzelnen zu diskutieren und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. So können einerseits Erfolgsfaktoren mit den anderen Teilnehmenden ausgetauscht werden, aber auch Learnings über Misserfolge. Wodurch man von den Fehlern anderer lernen und diese selbst vermeiden kann. Auch hier können die methodischen Ansätze des Austauschformats außerhalb von Start-ups eine wichtige Rolle für die berufliche Weiterbildung spielen, sei es in organisationsinternen Communities, branchenspezifisch und organisationsübergreifend. Die erlernten Inhalte können dann im Anschluss an solche Community Meet-ups auch in die Organisation eingebracht werden, indem die Lernerfahrungen mit anderen geteilt werden. So können wiederum andere innerhalb der Organisation profitieren und neue Impulse erhalten.

Innovations- und Lernkultur: Aus Fehlern lernen als Teil der Organisations-DNA

Wenn wir einmal ansehen, welches Lernumfeld in Start-ups geschaffen wird, dann zeigen sich hier auch Implikationen für die Organisationskultur im Allgemeinen und im Speziellen für die Lernkultur. Denn während Start-ups vor allem mit Entscheidungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit assoziiert werden, ist damit auch eng das Lernen aus Fehlern (Versuch und Irrtum) verbunden und dementsprechend sind Fehler in solch einem Umfeld erlaubt. Denn aus Fehlern kann ebenfalls neues Wissen gewonnen werden, von dem das Start-up profitiert. Dieses experience-based-learning – Lernen aus Erleben und eigener Erfahrung – schafft ein Umfeld, das einerseits Lernen ermöglicht und andererseits dem Lernprozess Gestaltungsfreiheiten lässt. Für die berufliche Weiterbildung bedeutet dies, dass Lernen und das Anwenden des Gelernten auch mit der vorhandenen Organisationskultur (im Detail der Lernkultur) verbunden ist. Es ist also nicht nur wichtig, die interessanten und vor allem relevanten Lernformate einzusetzen, sondern auch eine Lernkultur aufzubauen und zu pflegen, die das Lernen fördert.

New Learning in der beruflichen Weiterbildung

Die genannten Beispiele aus dem Entrepreneurial Learning zeigen: Gestaltungsfelder für die berufliche Weiterbildung zeigen sich auf individueller Ebene der Lernenden, in vernetzten Lern-Communities und auf Organisationsebene, als Teil der Lernkultur. Außerdem zeigen diese Beispiele, dass ein Blick zu den Start-ups auch Impulse für die berufliche Weiterbildung liefern kann, um eigene Weiterbildungsmaßnahmen mit neuen Formaten zu erweitern.

Da Lernformate ein wesentlicher Baustein der beruflichen Weiterbildung darstellen, ist dies auch für die Forschung zur beruflichen Weiterbildung relevant. Und insbesondere durch Trends und Technologien verändert sich auch, wie gelernt wird. Vor diesem Hintergrund befassen wir uns mit Trends und Technologien und deren Auswirkungen auf das Lernen der Zukunft. Bei Fragen zu diesem zukunftsweisenden Thema sprechen Sie uns gerne an.

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Manuel Kaiser

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO im Team Business Education & Innovation. Seine Schwerpunkte liegen in der Forschung zur beruflichen Weiterbildung und Entrepreneurship.

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Kategorien: Innovation, New Work / Connected Work
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